Gera - Frauen und Männer in Gera können Spuren von Gewalt kostenfrei vertraulich sichern lassen

Gera - Frauen und Männer in Gera können Spuren von Gewalt kostenfrei vertraulich sichern lassen

Frauen und Männer in Gera können Spuren von Gewalt kostenfrei vertraulich sichern lassen für drei Jahre - unabhängig von Erstattung einer Anzeige 
Geraer Netzwerk beriet dazu mit Frauenärztin Mihatsch und Rechtsmediziner Fischer
Vergewaltigung, körperliche Gewalt durch Schläge, Würgen – nach einer Gewalttat stehen Opfer vor der Frage: ‚Zeige ich an – oder wird alles noch schlimmer, wenn ich es tue?‘. Wer gegen Anzeige entschied, hatte bisher nicht die Möglichkeit der kostenfreien Spurensicherung. Jetzt bietet der Freistaat Thüringen flächendeckend und damit auch für Gera die sogenannte vertrauliche, anonyme, kostenfreie Spurensicherung an, bei der keine Anzeige erstattet werden muss. Gewaltopfern bleiben drei Jahre Zeit, über die Strafanzeige zu entscheiden, denn so lange bleiben die Spuren gesichert. In der Rechtsmedizin der Uniklinik Jena untersuchen qualifizierte Ärztinnen und Ärzte Betroffene, nehmen Proben, dokumentieren und archivieren. Die Spuren liegen dann gerichtsfest vor und können nicht von einem Richter oder einem gegnerischen Anwalt für ungültig erklärt werden. Spuren können gesichert werden bei durch andere an einer Person verübte Gesundheitsschäden, bei Folgen von Misshandlung, sexuellem Missbrauch oder Übergriff, bei sexueller Nötigung oder Vergewaltigung.
Betroffene wenden sich telefonisch an die Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Jena (UKJ): 03641 – 939 71 97. Dort wird der jeweilige Untersuchungsort geklärt. Finanziert wird die Spurensicherung über die Krankenkassen und den Freistaat Thüringen, der die über den Krankenkassenbeitrag hinausgehenden Kosten übernimmt.
Das Geraer Netzwerk gegen häusliche Gewalt tauschte sich beim jüngsten Netzwerktreffen mit Dr. Barbara Mihatsch, Oberärztin im SRH-Waldklinikum Gera, und Tobias Fischer, Leiter des Instituts für Rechtsmedizin Gera-Zwickau zur Spurensicherung aus. In beiden Einrichtungen werden Spuren gesichert für Ermittlungsverfahren, aber nicht zur kostenfreien anonymen Spurensicherung. Diese ist vom Freistaat Thüringen bisher beim UKJ beauftragt. 

Im Ergebnis des Austausches waren sich die Beteiligten einig: Die kostenfreie, anonyme Spurensicherung ohne Anzeige ermöglicht Gewaltopfern die nützliche Kombination aus kurzfristiger Spurensicherung einerseits und langer Bedenkzeit andererseits. Das verbessert die Situation für Opfer und dazu wird das Netzwerk weiter öffentlich und in Beratungen aufmerksam machen und mit Dr. Barbara Mihatsch und Tobias Fischer weiter in Austausch bleiben. Auch ein Treffen mit Vertretern der vertraulichen Spurensicherung am UKJ ist geplant. Mehr Informationen zur vertraulichen Spurensicherung und zum Netzwerk:
www.hilfetelefon
Vertrauliche Spurensicherung
www.handle-jetzt.de